Die Chefin vom Yoga-Hotel "Das Kubatzki" im Interview
Werbung – Transparenz: Dieses Interview enthält einen Link zum Yoga-Hotel "Das Kubatzki", zu "Inside Yoga" und einen Affiliate Link.
Dörte Kubatzki (42) ist gelernte Bankbetriebswirtin, zweifache Mama und Yoga-Lehrerin. 2015 hat sie mit ihrem
Mann Marco (45) das Yoga-Hotel Das Kubatzki in St. Peter-Ording eröffnet. Eine einzige
Erfolgsgeschichte! Was nur die wenigsten wissen: Unmittelbar bevor Dörte mit Sack und Pack von Frankfurt an die Nordsee zog, musste sie sich einer Chemo-Therapie unterziehen. Wie der Brustkrebs
für die Mutter von Matteo (6) und Bruno (8) zum größten Lehrmeister in Sachen Akzeptanz wurde, und die schwerste Zeit ihres Lebens sie zu einem kraftvollen Neu-Anfang inspirierte, erzählt sie im
Interview …
Liebe Dörte, wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Yoga-Hotel zu eröffnen?
Ich war als Yoga-Schülerin selber auf Retreats, zum Beispiel in einem kleinen versteckten, einfachen Business-Hotel im Odenwald mit Yoga auf staubiger
Auslegware, zwischen Flip-Charts und gestapelten Stühlen. Da habe ich gedacht: Das könnte man besser machen! (lacht) Nach einiger Recherche erschien mir das eine echte Marktlücke zu
sein. Auch kein stockernstes Yoga-Hotel, sondern ein Hotel, in das jeder kommen kann, egal, wo auf seinem Weg er sich befindet. Wenn mir als Anfänger jemand gesagt hätte: „Öffne Dein Herz“, oder „spüre die Energie in Deinem kleinen Zeh“, hätte ich
gesagt: „So ein Quatsch!“ Heute ist es ganz
anders. Unser Hotel soll ein Ort für alle sein. Deshalb gibt es bei uns auch jeden Tag eine Klasse für Anfänger und eine für Fortgeschrittene, längere Meditationen „auf Anfrage“, „absolute
beginner-Klassen“ und weit geöffnete Türen für alle, die kein Yoga machen – sowie guten Wein, Spitzen-Kaffee und Fleisch.
Wie bist Du selbst zum Yoga gekommen?
Ich komme aus dem Banking und in der Bank gab es jemanden, der Yoga unterrichtet hat. Da bin ich einmal die Woche hingegangen. Es war sehr nett, hat mich aber nie
so richtig gepackt. Dann bin ich in Frankfurt im Inside Yoga gelandet. Von dem fordernden Yoga-Stil und der
Präsenz, Professionalität und Authentizität der Lehrer war ich sofort begeistert! Wie leidenschaftlich die waren in ihrem Unterrichten, das hat mich erwischt! Berührt haben mich Ihre Gedanken
über das Leben und ihre konkrete Vorgehensweise, die Verbindung von Körper, Geist und Seele spürbar zu machen. Heute würde ich sagen, die Brüder Kim haben mich irgendwie
„aufgeweckt“.
Und so „aufgeweckt“ wie Du warst, hast Du Deinen Job bei der Bank gekündigt?
So ungefähr. Mein Mann und ich wollten da beide raus und haben gemeinsam überlegt, was wir sonst noch machen können; und so wurde die Hotel-Idee geboren.
(lacht) Gleichzeitig wurde klar, dass das mit zwei vollberufstätigen Eltern und zwei Kindern nicht klappt. Deshalb habe ich gekündigt, die Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und
begonnen zu unterrichten und Personal Trainings zu geben – und dann bin ich krank geworden.
Krank?
Ich bin an Brustkrebs erkrankt und da haben mir plötzlich Schüler Briefe geschrieben, dass es ihnen so leid tut, dass ich krank bin, aber auch, dass ich sie nicht mehr unterrichte und ich so viel verändert hätte in ihrem Leben. Das war der Moment, der mir die Augen geöffnet hat, für das, was ich da mache. Das Feedback der Leute hat mir geholfen, zu verstehen, was Unterrichten überhaupt bedeutet, es geht darum, zu dienen, zu geben, zu multiplizieren, Wissen zu teilen. Da wurde mir klar, dass ich das weiter machen will.
Das Unterrichten ist mein sprichwörtlicher Goldklumpen in der braunen Masse Krebserkrankung gewesen.
Konntest Du das während Deines Heilungsprozesses umsetzen?
Es war so, dass die Inside-Yogis mich mitten in der Chemo-Therapie gefragt haben, ob ich nicht unterrichten will. Ich habe dann gesagt: „Wie stellt ihr Euch das vor? Mit Perücke oder ohne?“ Und sie haben geantwortet: „Das ist uns doch egal, Du kannst auch mit T-Shirt oder ohne unterrichten, Hauptsache, Du unterrichtest.“
Du hast die Einladung zum Unterrichten also angenommen?
Ich habe nur eine Klasse pro Woche gegeben und mich die ganze Woche darauf vorbereitet, weil es ja meine Lehrer waren, die mich in ihrem Studio haben unterrichten
lassen. Das war so „Wohooo“. Sie waren ja meine großen Vorbilder. Dass sie mich gelassen haben, war eine krasse Sache und ich bin da sehr dran gewachsen. Dies ist mein sprichwörtlicher
Goldklumpen in der braunen Masse Krebserkrankung.
Kurz darauf seid ihr schon nach SPO gezogen …
Zum Abschied habe ich meiner Professorin im Krankenhaus in Frankfurt gesagt: „Sie haben das alles toll gemacht, aber für die Reha habe ich jetzt keine Zeit, ich
muss ja das Hotel aufmachen.“ Sie hat gesagt: „Das ist ja ihre Reha, Frau Kubatzki.“ (lacht) Und das stimmt auch.
Die Angst vor dem Thema Krebs ist sehr groß.
Wie bist Du Deinen Kindern gegenüber mit dem Thema Brustkrebs umgegangen?
Mit schonungsloser Offenheit – keine Lügen, keine Show.
Und wie sind sie damit umgegangen?
Ich glaube, dass Kinder Gefühle viel über Imitation lernen, und dass sie natürlich ganz dicht ran kommen und Dich ganz genau observieren, wie Du mit Schwierigkeiten
und Prüfungen umgehst. Ich habe das immer als ganz große Chance gesehen. Mein Mann und ich haben es in unserer Generation so gelernt, dass „Du hast Krebs“ wahrscheinlich ein Todesurteil bedeutet.
Wenn ich manchmal Leuten davon erzähle, drehen sie sich um und gehen weg. Die Angst ist so groß. Wenn man Kinder hat, kann man den angeborenen Teil der Festplatte vielleicht ein bisschen neu
formatieren.
Wie hast Du das gemacht?
Ich habe immer gesagt: „Ich weiß nicht, was passieren wird. So eine Diagnose ist jetzt schon ziemlich schlimm, aber ich glaube nicht, dass ich sterben werde, also
wartet ab mit der Angst. Nun kämpfen wir mal.“ Ich war dann auch einmal hospitalisiert und in Quarantäne und die Kids haben mich besucht und mussten Kittel, Mundschutz, Handschuhe und den ganzen
Kram anziehen. Wir haben lustige Fotos von uns gemacht. Einige Freunde haben das nicht verstanden. Ich habe es als Chance gesehen, den Kindern den positiven Umgang mit Krankheit beibringen zu
können.
Wie gehen sie heute nach Deiner Heilung damit um?
Jetzt wo die Schrecken vorbei sind, kommt es bei ihnen erst richtig hoch. Jetzt sagen sie manchmal so etwas wie: „Boah, damals habe ich mir wirklich Sorgen gemacht.“ Oder: „Damals habe ich wirklich gedacht, Du musst sterben.“ Mittendrin haben sie das nicht ausgesprochen.
Vor diesem Hintergrund: Was ist Dir wichtig, in Deinen Stunden zu vermitteln?
Ich glaube, dass ich schon sehr viel über Selbstliebe, Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis, über Wahrheit spreche, weil es das Ding ist, an dem ich wachse, über das wir alle wachsen können, der Schlüssel.
Ich hab' das Gefühl der Selbstliebe ein bisschen freigeschaufelt.
Wie setzt Du dieses große Thema in Deinem Alltag um?
Für mich ist Selbstliebe ein Prozess, der viel mit Beobachtung zu tun hat. Als Beispiel: In meiner Zeit bei der Bank wollte ich immer unbedingt Führungskraft
werden, das ist mir aber nicht gelungen, weil ich dafür überhaupt nicht geeignet war (lacht). Ich bin sehr emotional und möchte meine Tagesenergie dafür aufwenden, mich in Menschen
hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Sie soll nicht dafür draufgehen, darüber nachzudenken, wie ich dem Menschen, der mir gegenübersitzt manipulieren kann, damit er tut, was ich will. Ich
habe mir eine Zeit lang gewünscht, dass ich das könnte. Das ist so – furchtbar! Heute weiß ich: Ich bin unstrukturiert, schlecht organisiert und super emotional – ich bin eben so und es ist gut
so, wie es ist. Ich hab' das Gefühl der Selbstliebe vielleicht ein bisschen freigeschaufelt, das aufgekratzt, was sie bedeckt hat. Sie kann nun ganz langsam wachsen, so wie eine Pflanze, die
durch den Asphalt bricht.
Wie setzt Du Selbstliebe für Dich als Mutter um?
Tja – wer ist schon immer in der Balance. (lacht) Auch ich schreie meine Kinder mal an und ärger’ mich danach über mich. Wenn ich zu arg drin hänge in
dieser Schleife greife ich nach meinen Büchern: zum Beispiel Eckhart Tolle. Der liegt bei mir in Buchform unter der Bettdecke. Dann sagt er mir: „Komm in den Körper zurück. Was ist die
Wahrheit?!“ Kinder wollen Dich ja immer an Deine Grenze bekommen und wenn Du da nicht hin willst, hilft es wirklich, auf seine Körperempfindungen zu achten: Was ist mit meinem Puls? Wie geht es
meiner Atmung? Hast Du Druck auf der Brust? Immer wieder den Weg über den Körper gehen, das hilft.
Wie hilft Yoga Dir generell beim Mamasein?
Ich habe durch Yoga ein bisschen mehr Vertrauen entwickelt, dass ich schon alles richtig mache. Hauptsache lieben, lieben, lieben.
Machen Deine Kinder auch Yoga?
Ja. Sie sind nicht so, dass sie sagen, das ist Mädchenkram. Thai-Yoga-Massage muss ich zum Beispiel jeden Abend machen. Sie waren beide auch schon in einer 90-Minuten Klasse. Zuhause machen wir ein bisschen Acro-Yoga. Als der Große in der zweiten Klasse war, habe ich angefangen, einmal in der Woche eine AG zu unterrichten und aus der Sache komme ich jetzt nicht mehr raus , das ist echt gut nachgefragt in der Grundschule (lacht).
Yoga morgens um sechs, davon träume ich immer wieder.
Hast Du ein Mama-Mantra?
Ich bin wie ich bin. Ich lasse meine Kinder sein, wie sie sind.
Wie sieht es mit Deiner eigenen Praxis aus?
Eine Praxis morgens um sechs, davon träume ich immer wieder und dieser Traum wird nur selten wahr. (lacht) Dafür habe ich hier die wunderbaren Gastlehrer. Dann haben wir Shiatsu und Cranio-Sacral-Behandlungen hier im Hotel. Ich sehe zu, dass ich davon wöchentlich etwas abbekomme. Zuhause übe ich eher Meditation und Yin Yoga.
Was würdest Du Deinem jüngeren Mama-Ich raten?
Wirf die ganzen Bücher weg und folge Deiner Intuition.
Im April geben meine Kollegin Ayse und ich zum ersten Mal ein Mama-Baby-Yoga-Retreat bei Dir im Hotel. Du warst sofort Feuer und Flamme für unsere Idee. Warum?
Ich will einen Ort schaffen, wo es einem gut geht und verdient haben das doch wohl ganz sicher die Mamas!
Dörtes Buch-Tipp: „Alles von Jorge Burcay! Zum Beispiel: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte (Werbelink). Im Letzten Kapitel ist eine Art Gedicht, es heißt, glaube ich, „Die Selbstablehnung“. Es ist das Ende des Buches – vielleicht musst Du wie der Protagonist des Buches erst alle anderen Geschichten hören, um es zu verstehen. Und dann wird es Dich berühren, vielleicht sogar „erwecken“! Kindern erzählt man eine Geschichte damit sie einschlafen, Erwachsenen damit sie aufwachen.“
Fotos: Pauline Willrodt, Porträt ganz oben: Joerg
Lang
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