Dr. med. Janna Scharfenberg über Ayurveda, Hot Yoga und Meditation in der Schwangerschaft
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Sie ist Ärztin, Ayurveda-Expertin, Ernährungs- und Gesundheitscoach, Yogalehrerin und Gründerin des Gesundheitsportals In Good Health. Bei Dr. med. Janna Scharfenberg (31) läuft es nicht nur beruflich rund: Im März wird die Wahl-Schweizerin mit der
Homebase Zürich zum ersten Mal Mama. Mit sprach die gebürtige Berlinerin, die in Bayern aufgewachsen ist, über Hot Yoga mit Babykugel, Ayurveda während der Schwangerschaft und über die
Magie weiblicher Verbundenheit …
Liebe Janna, erstmal herzlichen Glückwunsch! Wie ist es Dir in den letzten Monaten ergangen?
Ich hätte zu Beginn der Schwangerschaft die ganze Zeit schlafen können und musste mich erstmal im Hingeben, Annehmen und Akzeptieren üben. (lacht) Sonst
ist es mir aber sehr gut gegangen und bisher sind die gängigsten Schwangerschaftssymptome glücklicherweise ausgeblieben.
Wie schön! Wie gehst Du mit der Veränderung Deines Körpers um?
Ich rufe mir immer wieder ins Gedächtnis, dass es unglaublich ist, was mein Körper leistet! Wenn ich mir bewusst mache, dass er wirklich gerade einen kompletten
Menschen formt, dann kann ich alles viel besser annehmen. Ich denke mir oft: „Lieber Körper, mach’, was Du möchtest, mach’, was Du brauchst, denn es ist einfach WAHNSINN, was Du
leistest!“
Hast Du schon vor Deinem Schwangerschaftstest geahnt, dass Du schwanger bist?
Ja, ich hatte eine Vorahnung und war deswegen nicht so überrascht, als ich den positiven Test in der Hand hatte. Ich habe gespürt: Irgendwas arbeitet in mir. Es war
ein diffuses, ganz neues Gefühl.
Wie hat sich Deine Yoga-Praxis verändert?
Ich gehe noch komplett in meine „normalen“ Yogastunden. „Normal“ bedeutet für mich ein Mix aus Yin-Yoga, Vinyasa und Hot Yoga. Kein Bikram Yoga, sondern Yoga bei 32
bis 34 Grad. Die Wärme tut mir wahnsinnig gut! Ich merke aber auch, dass meine Praxis weicher wird. Dass ich öfter mal eine restorative Variante bevorzuge. Früher habe ich jede Stunde häufig
durchgepowert, heute bin ich meistens die einzige, die in Childs Pose ist, während alle anderen im Handstand oder Crow Pose sind. Ich finde es schön, zu spüren: Jetzt ist genug, jetzt ist eine
Pause dran.
Ich finde es schön zu spüren: Jetzt ist genug, jetzt ist eine Pause dran.
Hast Du eine Lieblings-Asana?
Alles mit den Füßen hoch an der Wand oder einem Klotz unter dem Kreuzbein mag ich sehr! Ich lege eigentlich jeden Abend für ein paar Minuten meine Beine hoch an die
Wand.
Hast Du abgesehen davon ein Ritual, um Dich mit Deinem Baby zu verbinden?
Ja, ich übe eine Meditationstechnik, die sich der „Goldene Faden“ nennt oder die „Goldene Verbindung“. Man stellt sich da vor, dass das eigene Herz durch eine
goldene Schnur mit dem Herzen des Kindes verbunden ist. Das versuche ich in meine normale Meditation zu integrieren oder auch mal tagsüber, wenn ich merke, dass ich doch irgendwie ein bisschen
gestresst oder gehetzt unterwegs war, um die Verbindung wieder aufzubauen. Ich arbeite noch voll und bin viel unterwegs, da sind diese Momente des Innehaltens besonders wichtig. Das tut mir total
gut und ich habe wirklich das Gefühl, die Kleine beruhigt sich dann auch und die Energie fließt wieder.
Du beschäftigst Dich schon sehr lange mit dem Thema Ayurveda. Begleitet Dich die indische Heilkunst auch durch die
Schwangerschaft?
Ja! Vor allem die Grundzüge der ayurvedischen Ernährung, wie zum Beispiel, dass viele Gerichte gekocht verzehrt werden. Was mir ganz konkret sehr geholfen hat, war
morgens mein warmes Frühstück. Ich esse meistens ein Porridge oder braunen Reis, der mit Kokos, Kurkuma und Zimt gemacht ist, dazu gedünstete Früchte. Smoothies haben mich in der Schwangerschaft
gar nicht gereizt, obwohl ich sie sonst eigentlich sehr gerne mag. Ich merke jetzt im letzten Drittel der Schwangerschaft, dass ich Essen brauche, das mehr Substanz hat und mich
erdet.
Ich versuche mir bewusst zu machen, dass die Geburt eine Herausforderung ist, für die mein Körper und mein Geist gemacht ist.
Wie sieht es mit Massagen aus?
Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit habe ich häufig eine Abhyanga Variation zu Hause für mich durchgeführt. Ein wunderbar entspannendes Ritual, was ich nur jedem empfehlen kann –
ganz egal ob schwanger oder nicht. Gerade jetzt, wo der Bauch wächst und die Haut trockener wird, tut es unheimlich gut, sich abends mit warmem Sesamöl einzureiben. Zwischendurch gönne ich mir
dann auch mal einen Stirnguss oder eine klassische Abhyanga-Massage bei einer guten Therapeutin.
Du warst als Ärztin während Deines Studiums und Deiner Ausbildung schon bei vielen Geburten dabei. Wie bereitest Du Dich auf Deine eigene
vor?
Ich habe für mich festgestellt, dass es zwei verschiedene Dinge sind, medizinisch theoretisch viel zum Thema Schwangerschaft und Geburt gelernt zu haben und es
selber zu erleben. Meine Vorbereitung ist, viel in Bewegung zu sein. Meinen Körper gesund und fit zu halten und mich mental positiv einzustimmen. Und ich tausche mich mit Frauen aus, auf deren
Meinung ich sehr vertraue. Ich versuche, mir bewusst zu machen, dass es eine Herausforderung ist, für die mein Körper und mein Geist gemacht ist.
Hast Du schon geplant, wo Du entbinden möchtest?
Ich habe mir eine mittelgroße Klinik ausgesucht. Mir ist es wichtig, dass eine Frühgeborenen-Station da ist, da kann ich die Ärztin in mir nicht ganz abstellen,
obwohl ich sonst auch ein großer Fan von einem Geburtshaus wäre. Für meine komplette Entspannung muss ich aber einfach wissen, dass wenn der Extremfall eintreten würde, schnell ein Ärzteteam da
wäre. Das ist aber natürlich nur meine ganz persönliche Meinung und jede Frau sollte selbst entscheiden wo sie sich am wohlsten fühlt.
Aus ,Ich bin Liebe und Licht' wurde ,Wir sind Liebe und Licht'
Hast Du ein Mantra, dass Dich durch die Schwangerschaft begleitet?
Ja, und dazu gibt es auch eine kleine Geschichte: Ich habe an einem Donnerstag herausgefunden, dass ich schwanger bin und am nächsten Tag bin ich für eine Woche ins
Ayurveda Parkschlösschen nach Traben-Trarbach gefahren, weil es schon lange
geplant war. In dem Meditations-Retreat hat der Swami die ganze Zeit davon geredet, wie wichtig es ist, dem Prozess zu Vertrauen, sich selbst zu vertrauen, und dass man Liebe und Licht in sich
trägt. Weil es die ersten Tage meiner bewussten Schwangerschaft waren, habe ich verinnerlicht: Ich vertraue auf alles, was da kommt, mein Körper weiß, was er kann, und aus „Ich bin Liebe und
Licht“ wurde „Wir sind Liebe und Licht“. Das trägt mich seitdem durch die Schwangerschaft.
Das ist wundervoll! Zweidrittel der Schwangerschaft liegen jetzt hinter Dir – was ist Dein wichtigstes Learning?
Mir ist mit der Schwangerschaft aufgefallen, was für eine tiefe Verbundenheit auf dieser Ebene unter Frauen da ist. Das war mir in diesem Sinne vor der Schwangerschaft noch verschlossen. Es ist noch mal ein ganz anderes Band da, wenn man mit anderen Müttern oder auch der eigenen Mutter oder Schwiegermutter über Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt spricht. Diesen Aspekt der weiblichen Verbundenheit finde ich sehr schön. Andererseits erlebe ich, dass viele Menschen relativ grenzenlos im Umgang mit Schwangeren sein können und man Horror-Geschichten bezüglich Geburtserfahrungen, schmerzhaften Stillerlebnissen und Co. zu hören bekommt, ohne eigentlich danach gefragt zu haben oder die Person überhaupt wirklich zu kennen. Das ist sicher häufig sehr nett gemeint, aber nicht wirklich hilfreich. Da merke ich dann, dass man selber Grenzen aufzeigen muss. Ich habe mittlerweile gelernt, die eigenen Grenzen im positiven Sinne abzustecken.
Dein letztes großes berufliches Projekt vor der Babypause ist der Sugar Cleanse, der am 1. Februar startet. Ein sechswöchiger Online-Kurs, den Du entwickelt hast, um Menschen ein gesundes Leben ohne übermässigen Zuckerkonsum und mit mehr Energie zu ermöglichen. Was lernen die Teilnehmer genau?
Wie man eine gesunde Ernährung mit Genuss erreichen kann – und wie man selbstverantwortlich im Supermarkt einschätzen kann: Ist das jetzt ein sehr zuckerreiches
Produkt oder nicht? Am Ende des Tages geht es nicht darum, ob man viel Zucker isst, sondern ob man es bewusst entschieden hat. Das ist der Anspruch des Programms und das ist auch das Feedback,
das ich bekomme. „Wow, es war super, sechs Wochen keinen Zucker zu essen, aber jetzt verstehe ich erstmal, wie ich so ein Etikett lese“. Die Leute können danach freier entscheiden, was sie
essen.
Ich werde auch dabei sein und frage als Familienmama: Ist der Sugar Cleanse auch für Kinder geeignet?
Es ist grundsätzlich eine sehr ausgewogene Ernährung, die vermittelt wird. Es geht darum, die schlechten Sachen, die keine Nährstoffe haben, wegzulassen. Es gibt
ein Rezept E-Book mit über 50 Rezepten, sie sind zwar alle in ihrer Grundform vegetarisch oder vegan oder auch glutenfrei, aber wir laden alle dazu ein, die Gerichte an ihre Gewohnheiten
anzupassen. Wenn Du jetzt findest: Da passt Käse oder Fisch dazu, dann mach das! Es waren bisher immer Leute mit Kindern dabei. Es hat natürlich einen riesigen Einfluss welche Ernährung die
Kinder gewöhnt sind und wie groß die Umstellung dementsprechend für sie ist. Manche haben morgens genölt, wenn es einen Porridge gab, die fanden dann dafür einen Smoothie lecker. Andere wiederum
haben gar nicht wirklich gemerkt, dass etwas anderes als sonst auf dem Teller lag, da die Veränderung gar nicht gravierend ist.
Wie sieht es mit Schwangeren und Stillenden aus?
Ideal ist der Sugar Cleanse für Frauen, die nicht mehr stillen oder für Frauen, die gerne schwanger werden möchten, als körperliche Vorbereitung. Während der
Schwangerschaft oder Stillzeit sollte eine Teilnahme vorher medizinisch abgeklärt werden und natürlich entsprechend auf eine ausreichende Nährstoffaufnahme geachtet werden.
Ich freue mich auf Februar! Zuletzt möchte ich wissen: Welche drei Bücher haben Dich durch die Schwangerschaft begleitet?
- Die Hebammensprechstunde (Werbelink), ein schönes Standardwerk wenn man sich dafür interessiert, was im eigenen Körper passiert und der Naturheilkunde zugeneigt ist.
- Schwangerschaft und Geburt ganzheitlich erleben: Naturheilkunde - Ernährung - Ayurveda - Meditation - Yoga (Werbelink)– vom Großmeister Deepak Chopra, wer seinen spirituellen Ansatz mag, wird dieses Buch lieben!
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Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen: Mutter-Kind-Bindungen heilen oder unterstützen - in jedem Alter
(Werbelink) von Brigitte Renate Meissner. Gut, der Titel klingt erst einmal abschreckend, aber eine sehr gute Freundin hat es mir empfohlen und ich finde es sehr spannend! Denn häufig werden
traumatische Erlebnisse bei der Geburt nicht verarbeitet, Schreibabys gelten häufig als „normal“: Dieses Buch zeigt wunderbar ganzheitlich die Gründe dafür auf, und wie Blockaden gelöst
werden können.
Vielen Dank, liebe Janna und alles Gute!
Schwarz-weiß Fotos: privat, Porträt: Carina Patrizia
Gerards
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