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Wie du deinen Herzensweg findest!

Persönlicher Yoga-Mama-Essay & Übung!

Wie du deinen Herzensweg findest –  Gastbeitrag von Karina Samtleben

Ich freue mich immer sehr über die Vielfalt der Yoga-Mama-Community! Eines haben wir bei aller Unterschiedlichkeit gemeinsam: Wir versuchen alle unseren Herzensweg zu gehen. Manche von uns machen die zaghaften ersten Schritte, andere sind schon ein wenig weiter. So wie Mama und Yogalehrerin Ina Samtleben aus Mücke in Hessen. Für hat die ehemalige Projektleiterin ihre Geschichte aufgeschrieben …


Ich sitze im Zug und bin auf der Heimreise. Noch sechs Stunden Zugfahrt vor mir und ein dickes Buch neben mir. Klingt passend – fühlt sich aber gar nicht so an.
Ich habe mir eine Yoga-Auszeit gegönnt. Zwei Tage Seele-baumeln-lassen, raus aus dem Alltag, rauf auf die Yogamatte und mir den Nordsee-Wind um die Nase wehen lassen. Yoga-Auszeit bedeutet für mich: zwei Tage kein Yoga-Business, keine Kurse planen, nicht über Stundenkonzepte und Teilnehmerinnen nachdenken. Und dafür zwei Tage Yoga auftanken: Schülerin sein, mich durch die Stunden leiten lassen, Yoga genießen und mir nach den Stunden viel Zeit und Raum zum Nachspüren geben.


Emotional ist wahnsinnig viel passiert in diesen beiden Tagen. Sie waren kurz, aber absolut intensiv. Und nun bin ich auf dem Weg nach Hause. Emotional noch ganz offen und weich. Ich spüre noch diese ganz tiefe innere Ruhe in mir – und da passt der Krimi jetzt einfach nicht rein.Obwohl es meine Lieblingsautorin ist, obwohl er bestimmt ganz spannend ist und obwohl ich zu Hause im Alltag die nächsten Wochen (oder Monate) ganz sicher nicht sechs Stunden am Stück Zeit habe zu schmökern.


Ich habe in den letzten Jahren gelernt, auf mein Herz zu hören. Es geht nicht darum, jede Möglichkeit auszunutzen. Auch wenn sie noch so verlockend ist und vielleicht nie wieder kommt. Wir müssen nicht jede Chance nutzen – manchmal ist einfach was anderes dran. Das wahrzunehmen ist schon der erste Schritt, der zweite ist es, danach zu handeln. Und der dritte Schritt, dazu zu stehen und den verpassten Chancen nicht nachzutrauern, sondern das Hier und Jetzt, das wofür wir uns entschieden haben, zu genießen.

 

Klingt logisch und einfach, aber es kostet uns manchmal doch so viel Mut!
Warum? Weil wir Angst haben zu versagen, nicht genug zu leisten, nicht gut genug zu sein, nicht geliebt und geachtet zu werden, …

In meinem Herzen habe ich den Wunsch gespürt, meinen Job zu kündigen

Wie du deinen Herzensweg findest –  Gastbeitrag von Karina Samtleben

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Der Mut lohnt sich! Es lohnt sich absolut, und wenn wir es schaffen zu uns und unseren Entscheidungen zu stehen, werden wir so reich beschenkt!


Anfang letzten Jahres stand ich vor so einer großen Entscheidung: In meinem Herzen habe ich den Wunsch gespürt, meinen Job zu kündigen und noch mal zurück in die Elternzeit zu gehen (neben der Yogalehrerausbildung), aber mein Verstand hat ganz klar gesagt, dass das absoluter Irrsinn ist. Als Mutter einen Teilzeitjob zu haben, unbefristet und dazu noch nicht mal schlecht bezahlt – das „darf man“ doch nicht einfach aufgeben …


Zum Glück habe ich meine Überlegungen nicht mit vielen Außenstehenden geteilt, sondern nur mit zwei Menschen, die mir sehr nahe stehen und die mich absolut unterstütz haben. Ich habe es gewagt, ich habe es tatsächlich gewagt und meinen Job gekündigt ohne genau zu wissen, wie es danach weitergeht. Und was mich als erstes überrascht hat, war die Reaktion des Umfelds: ein bisschen Verständnis, viel Unverständnis und tatsächlich auch offene Ablehnung und verbale Angriffe. Das auszuhalten und trotzdem zu meiner Entscheidung zu stehen, war nicht einfach. Aber es hat mir auch die Augen geöffnet und so manchem Menschen begegne ich jetzt ganz anders oder meide sie sogar.

 

Ich muss mich nicht rechtfertigen für meine Entscheidung. Ich darf einfach sagen: So möchte ich das. Wem ich wirklich etwas bedeute, dem erkläre ich gerne das Warum, aber wer mich nur (be-)werten möchte, den geht es einfach nichts an.

 

Was ist dann passiert? So viel! Ich habe meine Yogalehrerausbildung abgeschlossen und immer mehr Anfragen bekommen, ob ich nicht auch sofort unterrichten möchte. Ich habe mich getraut – trotz der vielen Bürokratie, die damit zusammenhängt. Erst ein Kurs pro Woche, dann zwei, dann drei ... Das erste Retreat, hin- und wieder Workshops und Planung für weitere Retreats. Im Rückblick würde ich fast sagen: Es hat sich alles einfach so ergeben. Ja, irgendwie hat es das auch, es hat sich so ergeben, aber nicht „einfach so“. Ich war offen, ich war bereit. Ich habe mich getraut, Risiken einzugehen und meinem Herz zu vertrauen. Ich habe mich getraut dem Verstand und den Zweifeln nicht zu glauben, und dafür dem Bauchgefühl, den Herzenswünschen, mehr Gewicht zu geben.

 

Und da bin ich nun: freiberufliche Yogalehrerin. Ich lebe einen Traum. Einen Traum von dem ich vorher noch nicht mal wusste, dass ich ihn träume.
Mein kleinster Sohn geht inzwischen in den Kindergarten, somit habe ich die Vormittage frei für die organisatorischen Dinge, Personal Yoga-Stunden und den Haushalt. Die Nachmittage gehören den Kindern und abends, wenn mein Mann zu Hause ist, gebe ich Kurse. Hätte mir das vor einem Jahr jemand erzählt, ich hätte laut gelacht!

Es lohnt sich, auf sein Herz zu hören!

Was habe ich aus den letzten Monaten gelernt? Dass es sich wirklich – ich meine WIRKLICH – lohnt auf sein Herz hören. Zu spüren was es möchte und danach zu handeln. Das, was wir vermeidlich dabei alles aufgeben und verpassen ist am Ende in Wahrheit doch viel geringer, als das, was wir gewinnen, wenn wir unserem Herzen folgen, wenn wir unsere Bestimmung leben. Wenn wir authentisch sind.

Mein Krimi bleibt verschlossen. Ich schaue aus dem Fenster, lasse die Landschaft an mir vorbeiziehen und genieße den tiefen Frieden in meinem Herzen. Auch dazu ist im Alltag schließlich nur selten Zeit.

Übung: Wie merke ich, was mein Herz möchte?

Setz dich aufrecht hin. Achte darauf, dass es bequem für dich ist und du nicht die ganze Zeit an die schmerzende Stelle im Rücken, oder wo auch immer , denken musst. Schließe deine Augen. Mach dir bewusst, was gerade alles in deinem Kopf rumschwirrt: Einkaufszettel, Mittagessensplanung, To-Do Listen, Fußballtraining der Kinder, ....

 

Atme ganz tief ein, so dass sich dein Bauch richtig nach vorne wölbt, und anschließend lösend aus. Atme alles aus, restlos. Zieh am Ende der Ausatmung den Bauch ein und stell dir vor, dass du all die wirren Gedanken in deinem Kopf rausatmest. Stell dir vor, dass du mit der nächsten Einatmung ganz viel Ruhe einatmest. Bleibe bei einem tiefen, gleichmäßigen Atemrhytmus und nimm wahr, welche Gefühle oder Impulse auftauchen. Bleib ein paar Minuten dabei. Vielleicht kommt Langeweile und Ungeduld auf, halte es aus und mach weiter.

 

Vielleicht kommen die vielen Gedanken wieder zurück, dann versuche sie immer wieder mit der Ausatmung loszulassen. Sei liebevoll und geduldig mit dir. Die Gedanken dürfen auftauchen, aber du musst sie nicht weiterdenken, du darfst sie beharrlich immer wieder loslassen. Erwarte nichts. Alles was kommt darf sein. Es ist okay. Auch wenn rein gar nichts passiert. Es braucht Übung, manchmal dauert es etwas, bis das Herz wirklich vertrauen kann.

Mehr zu -Gastautorin Ina:

-Gastautorin Ina: Wie du deinen Herzensweg findest

Yoga ist seit der ersten Schwangerschaft 2011 in meinem Leben. Im Sommer 2016 habe ich begonnen, mich intensiver mit Yoga zu beschäftigen, meine Matte (fast) täglich auszurollen, mich mit den Hintergründen und Wirkungsweisen von Yoga auseinander zu setzen und habe mich schließlich für eine Ausbildung zur Yogalehrerin entschieden. Seit  Sommer 2017  unterrichte ich. Seit  Mai 2018  habe ich einen eigenen Yogaraum und meinen Beruf als Technische Zeichnerin und Projektleiterin hinter mir gelassen.

 

Mehr Infos zu Kar(Ina) Samtleben:

 

yogaina.net

 Fotos: privat

 

 

 

 


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