Die Ashtanga-Yogis im großen Atem-Interview
Werbung – Transparenz: Dieses Interview entstand in Zusammenarbeit mit Aerial Tones. Es enthält einen Affiliate-Link und Links auf die Homepage meiner Interviewpartner.
Heute habe ich etwas ganz besonderes für dich: Ein Eltern-Interview mit zwei der bekanntesten und renommiertesten Ashtanga-Yogis Deutschlands! Seit
Dr. Melanie und Dr. Ronald Steiner vor rund sieben Monaten zum ersten Mal Eltern wurden, lese ich ihren
Blog besonders gerne. Denn die beiden berichten dort u.a. darüber, wie ihr
zuckersüßer Sohn Kiran ihr Leben und ihre Yoga-Praxis verändert und bereichert hat. Klar, dass ich die beiden zum Interview gebeten habe. Im Gespräch geht's ums Atmen auf- und abseits der Matte –
zum Beispiel im Geburtspool. Und darum, was Ronalds neue CD „Wave & Breath“ (Aerial Tones) , ein Mix aus Atem-Sound, Klängen und Mantren, damit zu tun hat …
Anna: Als ich Ronalds CD zum ersten Mal gehört habe, musste ich spontan an Geburtswehen im Sinne von Wellen denken…
Melanie: Jetzt wo du es sagst, erinnert es mich ein bisschen an das Gebären von Kiran. Die Anfangsphase habe ich im Geburtspool gelegen und mich von den Wehen tragen lassen. Ich denke, dass „Wave & Breath“ eine wunderbare Vorbereitung auf das Erleben der Geburtswehen sein kann.
Wie sah das in dieser Situation bei dir konkret mit dem Atmen aus?
Melanie: Bei der Geburt fand ich es ganz wichtig, tief und gleichmäßig
zu atmen. Ich tat das im eigenen Tempo. Während der intensiven Wehen habe ich mich an Ronald festgehalten, in den Wehenpausen dann entspannt im Wasser gelegen. Während dieser kurzen
Entspannung war mir Ruhe und Stille ganz wichtig. Ich wünsche jeder Frau, dass sie die Geburt so erleben darf.
Das ist ein sehr schöner Wunsch! Wurde deine Beziehung zum Atem durch die Erfahrung der Geburt noch
intensiver?
Melanie: Ich hatte schon
mehrere Erlebnisse in meinem Leben, in denen mich der Atem ganz intuitiv getragen hat. Da ich schon seit meinem 16. Lebensjahr intensiv Yoga praktiziere, war diese Verbindung einfach immer da. So
war es dann auch bei der Geburt. Es ist ein Atem, der von innen kommt und dem ich mich hingebe. Es gibt diese Wendung „Es atmet mich.“ So habe ich es auch bei der Geburt
wahrgenommen.
Nun sind Ronald und du auch Atem-Profis. Manch ein Yogi empfindet die Ujjayi-Atmung schon als riesengroße
Herausforderung …
Ronald: Im Grunde ist der Ujjayi-Ton beim Atmen etwas ganz Natürliches.
Denn der leichte Widerstand bei der Atmung hält die Atemwege offen. So kann der Atem tiefer werden. Zudem aktiviert eben dieser leichte Widerstand unsere Atemmuskulatur. Dadurch erhält der Körper
von innen heraus eine Stütze. Beides ist in einer intensiven körperlichen Praxis wesentlich.
Auf der CD hört man jede Menge Ujjayi-Atemzüge. Wie bist du auf die Idee gekommen, lieber Ronald?
Ronald: Beim Ashtanga Yoga führt ein ruhiger und gleichmäßiger Atem den Übenden durch die Bewegungen. Diesen Atem zu kultivieren, braucht viel Geduld und Übung. Daher habe ich lange verschiedene Möglichkeiten erprobt, solch einen Atem zu unterstützen – und genau das ist die Idee hinter der CD: Sie ist ein Tool, das hilft, den Atem harmonisch zu führen und zu vertiefen. Das verblüffende daran: Es funktioniert intuitiv!
Hast du ein Beispiel?
Ronald: Ich ließ die Musik bei
Filmaufnahmen für ein Yoga-Video laufen. Es war spannend zu sehen, wie unbewusst jeder im Raum tiefer und gleichmäßig zu atmen begann. Selbst für den Kameramann entstand so ein meditatives
Erlebnis!
Wow, das klingt sehr beeindruckend! Was glaubt ihr, warum gehen viele Menschen so atemlos durchs Leben?
Melanie: Wenn wir tief
atmen, kommen wir in direkten Kontakt mit unserem Körper und unseren Gefühlen. Wir können uns selbst wahrnehmen. Das ist manchmal auch unangenehm, vor allem, wenn im Körper lange verdrängte
Gefühle gespeichert sind.
Ronald: Die Atemlosigkeit oder Geschäftigkeit wirkt dann fast wie ein „Schutzpanzer“. Wir hasten von einem Termin zum nächsten oder laden uns viele berufliche Aufgaben auf. Der Stress macht „high“, ist auch manchmal anstrengend, aber vielleicht nicht so schmerzhaft, wie das „Hinhorchen“ nach innen.
Melanie: Yoga unter der Anleitung eines
erfahrenen Lehrers kann helfen, den vermiedenen Gefühlen Stück für Stück wieder einen Raum zu geben und zu verarbeiten. Das ist ein langjähriger Prozess. Doch er ist es
wert!
„Wo der Atem hinfließt, ist auch Lebendigkeit.“
Wie haben Atemübungen euch während der Schwangerschaft geholfen? Gab es
auch Partnerübungen, mit denen ihr euch auf die Ankunft von Kiran vorbereitet habt?
Melanie: Die Vier-Raum-Atmung, bei der die Übende
nacheinander in Oberbauch, Flanken, Rücken und Brust atmet, hat mir sehr geholfen, um auch mit wachsenden Bauch noch gut Luft zu bekommen. Sie schafft in alle vier Richtungen Raum für den
Atem.
Ronald: Besonders wichtig ist, dass das Atmen in den oberen Rücken auch die
Muskulatur dort angenehm dehnt. Wir haben gerade einen Artikel über diesen Atem und seine Anwendung in der Schwangerschaft geschrieben.
Melanie: Wo der Atem hinfließt, ist auch Lebendigkeit. Als Paar haben wir im
Monat vor der Geburt eine sehr schöne Wanderung über die Insel La Gomera gemacht und oft unter freiem Himmel übernachtet. Es war die schönste Partnerübung, die ich mir zur Geburtsvorbereitung
denken kann!
Traumhaft! Melanie, du hast bis zur Geburt Ashtanga Yoga geübt – wie konntest du diesen herausfordernden Stil auf die Schwangerschaft
abstimmen?
Melanie: Wir vermitteln einen Ansatz an den Ashtanga Yoga, der Wert darauf legt, die Praxis auf jeden einzelnen maßzuschneidern.
Jede Übung oder Bewegung kann, je nach Situation, in einer individuellen Form erfahren werden. Die Basic Form lässt sich sehr gut bis zur Geburt üben.
Ronald: Beispielsweise führt die Basic-Form des Sonnengrußes den Übenden durch den Vierfüßler-Stand.
Melanie: Gerade mit wachsendem Bauch hat meine tägliche
Morgenpraxis mir sehr viel Wohlgefühl für den ganzen Körper gebracht. Ich habe so meinen Rücken kräftig und geschmeidig gehalten und auch der Lymphfluss blieb im
Schwung.
„Unsere Yogaschule fühlt sich wie ein erweitertes Wohnzimmer an.“
Was hat euch während des Wochenbetts besonders geholfen?
Melanie: Ich fand es besonders schön, dass wir unser „kleines Nest“ hatten, und ganz viel Zeit mit dem Kennenlernen von Kiran verbracht haben. Wir haben uns dafür extra eine freie Zeit organisiert, und die war auch sehr wichtig. So konnten wir einen „gemeinsamen Atem“ als Familie finden. Außerdem natürlich besonders gutes Essen für mich, um wieder Kraft zu tanken.
Wann bist du wieder zurück auf die Matte und wie war „Dein erstes Mal“?
Melanie: Nach der Geburt begann ich erst einmal mit dem Aufbau meiner Beckenbodenmuskulatur durch bestimmte Atemtechniken und sanftes Dehnen meines Rückens. Für mich war es schön, meinen Sohn Kiran zehn Tage nach der Geburt im Tragetuch in
unsere Yogaschule zu tragen, ihn dort in eine Hängematte zu legen und erste sanfte Bewegungen zu machen. Unsere Yogaschule fühlt sich wie ein erweitertes Wohnzimmer an, es war toll mit Kiran auch
dort anzukommen.
Ihr habt beide viel Zeit in Indien verbracht. Was können wir hier in Deutschland von indischen Müttern
lernen?
Melanie: In Indien werden in den traditionellen Familien häufig noch die natürlichen
Rhythmen der Frau viel stärker beachtet. Sie bekommt beispielsweise auch eine „Auszeit“ während der Menstruation. Während der Schwangerschaft und im Wochenbett wird sie behandelt wie eine Königin
und von den anderen Frauen gepflegt und unterstützt. Das Achten auf den eigenen, weiblichen Rhythmus und der familiäre Zusammenhalt, darauf können wir im Westen auch wieder mehr
achten.
„Wenn ich als Mutter außer Atem komme, versuche ich meinen Atem zu spüren.“
Eure bisher größte Erkenntnis als Eltern?
Melanie: Es ist viel schöner, aber auch anstrengender als wir es uns vorgestellt
haben.
Das kann ich bestätigen. Yoga hin, Yoga her, als Eltern kommt man deshalb auch öfter mal außer Atem. Habt ihr eine Lieblings-Atemübung für anstrengende Momente?
Melanie: Wenn ich als Mutter außer Atem
komme, versuche ich meinen Atem zu spüren. Er ist immer da, verlässlich folgt auf jede Aus-, eine Einatmung. Wenn meine Gedanken sehr unruhig sind, wiederhole ich innerlich „Einatmen – Ausatmen“.
Dieses achtsame Atmen hat mich schon in vielen herausfordernden Situationen ruhig werden lassen.
Schön ist, dass ich beim Stillen von Kiran oder beim Herumtragen oft in einer solchen Achtsamkeit bin. Die achtsamen Momente sind eher mehr geworden, ebenso
die herausfordernden, wenn das Kind getragen werden will, und andere wichtige Aufgaben warten, für die Mama zwei Hände braucht. Hier habe ich das Loslassen gelernt – und erfahren: So manche
wichtig erscheinende Aufgabe erledigt sich von selbst …
Was ist euer größter Wunsch für Kiran?
Melanie und Roland: Ein glückliches Leben in seinem Rhythmus und Platz für seine
Talente.
Vielen Dank für das schöne Interview und alles Gute für euch drei!
Mehr zu Dr. Melanie Steiner
Dr. Melanie Steiner ist psychologische Psychotherapeutin. Sie praktiziert seit über 20 Jahren Yoga und leitet zusammen mit ihrem Mann das AYInstitute® Ulm. Im Modular Therapy Course (MTC) unterrichtet sie den Bereich Yoga und Psyche. In Ulm kannst Du mit ihr in die erste Phase der AYI® Yogalehrerausbildung eintauchen.
Dr. Ronald Steiner
Dr. Ronald Steiner ist Arzt, Sportmediziner und gehört zu den bekanntesten Ashtanga-Praktizierenden. Er steht für eine authentische und zugleich lebendige Yogatradition. Deutschlandweit kannst Du in Yogalehrerausbildungen oder Therapieweiterbildungen in die von ihm begründete AYI® Methode eintauchen. Er selbst unterrichtet viele Themen des Modular Therapy Course (MTC) und vor allem die zweite und dritte Phase der AYI® Yogalehrerausbildung.
Mehr über Melanie und Ronald sowie die AYI® Methode: ashtangayoga.info
Hör-Tipp: Die CD „Wave & Breath“ – Music for Ashtanga Yoga
Wenn bei uns zu Hause die CD Wave & Breath (Affiliate-Link) läuft, entspannt sich die Lage selbst an verregneten Nachmittagen, an denen es hoch her geht, sofort! Der Atem-Sound kombiniert mit Klängen und Mantren wirkt beruhigend, entspannend und erdend. Außerdem ist die CD eine wertvolle Unterstützung bei der eigenen Yoga-Praxis und hilft, sich mit dem Atem zu verbinden.
Fotos: Axel Hebenstreit - lichtseelen.com, Gabriel
Aszalos
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