Yoga hat mich als Vater sanfter gemacht
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Oliver Schommler (48) arbeitet als Yogalehrer, Fitness- und Ving Tsun Trainer und betreibt mit seiner Frau Heike (48) das yoga-werk in Remscheid (NRW). Dort besuchen ihn regelmäßig Gastdozenten aus aller Welt wie Sheri Celentano von Laughing Lotus aus New York (siehe Selfie). Er ist Vater von Marvin (15) und Viktor (13). Der Familienvater findet, dass viel mehr Papas Yoga machen sollten.
Wie sieht Euer Alltag als Yoga-Unternehmer aus?
Wir unterrichten anti-zyklisch, so dass eigentlich immer einer zuhause ist. Dafür sind wir sieben Tage die Woche im Einsatz, an den Wochenenden geben wir manchmal auch zeitgleich Workshops oder besuchen Fortbildungen. Meine Kinder haben zum Glück eine sehr enge Beziehung zu Oma und Opa. Sie sind der perfekte Anlaufpunkt und immer da. Ob es Kochen, Einkaufen oder ein Fahrdienst zu Freunden ist. Dafür bin ich sehr dankbar.
Wie hast Du zum Yoga gefunden?
Ich habe in meiner Jugend Kampfkünstler gesehen, die Yoga praktiziert haben und ich hatte damals einen Trainer im Ringen, der Yoga-Elemente in unsere Gymnastik eingebaut hat. Irgendwann bin ich im Aikido gelandet, da gab es dann immer eine halbe Stunde Yoga vor dem eigentlichen Aikido-Unterricht.
Kannst Du Dich noch an Deine erste „richtige“ Yoga-Stunde erinnern?
Das war eine sehr freudlose Hatha-Yoga-Stunde mit einem sehr freudlosen Lehrer. Um sieben Uhr morgens vor der Arbeit in Düsseldorf. Ich erinnere mich an ziemlich viele Wollsocken und griesgrämige Gesichter. Niemand hat gesprochen, auch nach der Stunde nicht, niemand hat gelacht. Es wurde eigentlich nur kritisiert während der ganzen Einheit. Die Zehnerkarte, die ich mir damals gekauft habe, habe ich nie aufgebraucht. Wenn ich hinterher schlechter drauf bin als vorher, ist das glaube ich nicht das, was ich suche (lacht).
Wie ging es weiter?
Es ist wirklich ein Wunder, dass ich es überhaupt noch mal probiert habe, in eine andere Yoga-Stunde gegangen bin und da dann noch mal ein ganz anderes Bild vermittelt bekommen habe. Das war bei Lord Vishnus Couch in Köln. Richtig regelmäßig praktiziere ich seit meiner Ausbildung bei Power Yoga Germany 2012.
Du hast Deine yogische Heimat also im Power Yoga gefunden?
Mein Herz schlägt mittlerweile für Yin-Yoga – und es wird immer mehr! Ich habe gemerkt, dass ich da die Praxis gefunden habe, die ich wirklich brauche. Mein Leben ist ja schon so Yang-basiert durch die Kampfkunst. Ich hab mich immer ausgepowert, auch beruflich als IT-Consultant. Dann wurde Yin-Yoga auf einmal so eine Insel auf der ich unheimlich viel erfahren habe über mich selber. Wo ich Klarheit erreicht habe. Es ist ein Glücksgefühl in mir aufgekommen.
Hast Du eine Lieblings-Asana?
Anahata-Asana ist eine Asana, die mir unheimlich gut tut. Ich mag es, dem Herz Raum zu geben. Weil ich durch die Kraft eher rund gebaut bin, ist das eine wunderbare Öffnung für mich.
Wie beeinflusst Yoga dein Vatersein?
Das ist eine schwierige Frage. Ich kann sagen, dass es mich sanfter gemacht hat. Auch geduldiger und zuversichtlicher. Ich finde es schön, dass ich meinen Kindern als Yoga-Lehrer ein anderes Vaterbild vermittele als das vom Papa, der mit Bierflasche und Chipstüte in der Hand nach Feierabend auf der Couch sitzt. Wobei ich das auch nicht verurteilen möchte. Ich finde es gut, dass ich meinen eigenen Yoga-Weg gehe. Was ja immer noch nicht Mainstream ist, weil wir Männer im Yoga trotz Patrick Brome und seiner Arbeit mit der Nationalmannschaft immer noch zur Minderheit gehören.
Haben Deine Kinder Deinen Blick aufs Yoga verändert?
Yoga hat den Blick auf meine Kinder verändert! Das mache ich an Kleinigkeiten aus. Ich achte auf ihre Haltung, zum Beispiel auch bei Computerspielen. Ich versuche zu inspirieren: „Mach mal eine Kobra oder eine Sphinx mit Blick über die Schulter zu Deinen Fersen.“ Da zeigt sich auch wieder, dass ich einen sanfteren Blick auf Yoga bekommen habe. Es bedingt sich also gegenseitig.
Macht ihr zusammen Yoga?
Selten. Meine Kinder haben alle möglichen Stunden ausprobiert, auch Freunde mitgebracht, aber die 90 Minuten Konzentration waren dann für sie doch zu lange.
Hast Du Tipps für andere Yoga-Papas?
Ich finde es schwierig, Tipps zu geben. Die Yoga-Papas haben ihren Weg ja schon gefunden. Da kann ich nur mit dem Daumen hoch zeigen, weil es gerade für Väter, die voll im Berufsleben stehen eine tolle Gelegenheit sein kann, sich selber zu treffen und nicht nur von Außen bestimmt zu sein. Von daher einfach der Tipp: Weitermachen! Und für die Väter, die noch keine Yoga-Erfahrung haben: Es vielleicht einfach mal ausprobieren.
Warum ist es für Väter gut, Yoga zu machen?
Ich glaube, die Kontinuität und die Stabilität, die man durch die Yoga-Praxis lernt an den Tag zu legen, macht stark für Widrigkeiten, die von Außen kommen. Mental stark für alle Niederschläge und Rückschläge, die das Leben bereit hält.
Kannst Du noch konkreter werden …
Ich kenne viele Väter, die verbringen zwar Zeit zuhause, aber der Kopf ist nicht da. Ich habe mir immer vorgenommen: Wenn ich dann zuhause bin, möchte ich auch zu 100 Prozent da sein. Mit meinen Kindern auf dem Teppich Lego zu spielen und ihnen die Bücher auch das fünfte Mal vorlesen. Und da die Ruhe zu haben und sich nicht woanders hinzu wünschen. Da bei sich selber angekommen zu sein und diese Ruhe und Sicherheit auch auszustrahlen.
Was ist das Wichtigste, was Yoga Dich gelehrt hat?
Immer weitermachen. Ich habe mich zum Beispiel nach der Ausbildung zum Yin-Yoga-Lehrer noch zum Faszien-Coach ausbilden lassen und habe da noch mal unheimlich viel über die menschliche Anatomie gelernt. Dieses Weiterbilden finde ich unheimlich wichtig. Fachbücher kaufen und sie zu lesen und in dieser Hinsicht auch Vorbild für die Kinder zu sein. Zu zeigen, dass es auch nach der Schule und einer Berufsausbildung immer noch weitergeht und man sich neue Welten erobern kann und sollte.
Was ist Dein Papa-Mantra?
Es ist eher mein Yoga-Mantra und kommt von einem amerikanischen Fitness-Coach. Es heißt: „If you can’t breathe in a position or situation, you don’t own it.“ Ich finde, das stimmt fürs ganze Leben. Wenn Du in irgendeiner Situation nicht komplett atmen kannst, dann gehört die Situation nicht Dir. Dann bist Du nicht mehr bei Dir selbst und nicht mehr in Deiner Mitte.
Olivers Lieblings-Buch: Die faszinierende Welt der Angst von Jaimal Yogis.
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