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Teenie-Yoga // Eine Liebeserklärung

Jaqueline Draheim-Frank über Yoga mit Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren

Yoga für Teenagers auf dem Mama Yoga Blog : Yogalehrerin Jacqueline Draheim-Frank schreibt über Teenie Yoga.

Werbung – Transparenz: Dieser Beitrag enthält Links auf die Homepage und die Facebook-Seite der Gastautorin, sowie auf Yogastudios, in denen sie unterrichtet.

Bis meine Tochter in die Pubertät kommt, dauert es noch knapp zwölf Jahre, dann wünsche ich mir für sie aber so eine Yogalehrerin wie Jacqueline Draheim-Frank! Die zweifache Mutter und Yogini ist ein wahres Energiebündel und unterrichtet u.a. jeden Sonntag 18 Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren in Potsdam. Sie gibt ihnen Tools an die Hand, um die Pubertät als Transformationsphase selbstbewusster erleben zu können und in einer Welt geprägt von Social Media, Smartphones und Schulstress öfter mal abzuschalten und im Hier und Jetzt zu sein. Für schrieb die Gründerin von „YiYoJa – Yippie Yoga mit Jacqueline“ eine herzerfrischende und sehr offene Reportage über ihren Yogakurs. Vielen Dank an die großartigen Yoginis und Fotograf Oliver Blaß, der die Energie der Gruppe so eindrucksvoll eingefangen hat.


Sonntag, 16.30 Uhr in Potsdam, die Sonne strahlt die Fassaden des Holländerviertels an. Ich sehe verträumte Hinterhöfe und rieche den Kaffeeduft, der aus den gemütlichen Cafés strömt. Ich öffne die historische grün-weiß verspielte Holztür des Klinkerbaus, steige im Hinterhof eine Treppe hinauf und schließe die Studiotür auf. Das große Om Zeichen auf der Backsteinwand strahlt mir entgegen. Ich koche Tee, fülle Kekse in eine Schüssel und freue mich auf den folgenden Yogakurs. Hier zu sein, mich dafür einzusetzen, dass es diesen Kurs überhaupt gibt, all das fühlt sich richtig an. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, aber das Schülerprofil spricht nicht für eine konstante Teilnahme und der Kurspreis muss niedrig sein. Zum Glück ließ sich die Besitzerin des Potsdamer Yoga- und Pilatesstudios darauf ein.

Yoga für Teenagers auf dem Mama Yoga Blog : Yogalehrerin Jacqueline Draheim-Frank schreibt über Teenie Yoga.

Beim Teenie-Yoga gibt es kein leises Ankommen auf der Matte.

16.45 Uhr: Ich würde gern Musik spielen, die ich stimmig finde. Ich liebe die Atmosphäre im Raum, bevor eine Yogastunde beginnt – Entschleunigung pur, aber vor dieser Stunde ist alles anders. Es gibt kein leises Ankommen auf der Matte. Nein, im Gegenteil, es wird laut geredet und gelacht und die aktuellen Charts strömen durch die denkmalgeschützten Backsteinmauern. Es gibt nur eine Regel meinerseits: Kein Gangster-Rap!


17 Uhr: Ich muss den Anfang der Stunde ankündigen und manchmal ausdrücklich zur Ruhe auffordern. Respektlos? Nein, es handelt sich um eine Gruppe von Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren. Zwei Stunden zuvor piepte es in unserem What'sApp Chat:

  • „Lene und ich schaffen es heute doch nicht, wir müssen Montag ein Referat halten und sind noch nicht fertig geworden! Sorry“
  • „Ich komme heute leider auch nicht, ich bin zu müde, die Party gestern war lang!“
  • „Mist, ich schaffe es ebenfalls nicht, aber viel Spaß euch!“

Dass alle 18 Mädchen gleichzeitig auf den Matten erscheinen, ist utopisch, damit muss ich mich abfinden. Sie haben andere Prioritäten.

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Leute, quatschen könnt ihr später!

17:05 Uhr: Wir beginnen die Stunde meist im Kreis. Vio und Anna tauschen eben noch schnell News aus, Lilly und Tamara kichern unaufhörlich, ein Mädchen springt auf, weil es doch noch schnell auf die Toilette muss, das nutzen Sarah und Yolanda zum Quatschen, Anna Lou und Johanna schauen mich aufmerksam an und wollen endlich loslegen. Ich spreche etwas lauter: „Leute, quatschen könnt ihr später! Was wollt ihr machen?“ „Unbedingt Bauch!“, „Ja, und Po“, „Ich will ein Spagat können, wie muss ich dafür üben?“ „Ich habe Rückenschmerzen, was kann ich da machen?“

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Jugendliche haben eine ganz andere Energie!

Der heutige DJ ist Mari, jedes der Mädchen darf diese Aufgabe übernehmen. Eine Jugendliche als DJ und Themenwünsche, all das gehört zu meinem Kurskonzept: Yoga für Jugendliche.


„Mari, erstmal ein langsameres Lied, ja?“, bitte ich sie. “I don't wanna live forever
von Taylor Swift untermalt unser Warm-up. Das soll Yoga sein? Ist das nicht eher ein Sportkurs für Jugendliche, besser platziert in einer Turnhalle? Verfälscht man damit nicht den Sinn von Yoga? Ich biete diesen Kurs bewusst im Yogastudio an – hier finden die Jugendlichen einen gemütlichen Wohlfühlraum an einem neutralen, geschützten Ort vor. Genau dort haben sie die Chance, aus all ihren Alltagsrollen zu schlüpfen und einfach sie selbst zu sein, bzw. sich selbst ansatzweise zu spüren. Ein populärer Yogalehrer entgegnete  neulich: „Wie machst du denn zu solchen Liedern Yoga, das geht doch gar nicht!?“ Ich fragte mich innerlich: „Wie kannst du Yoga von Songs abhängig machen?“, aber ich antwortete: „Es ist lauter und oft schneller, Jugendliche haben natürlich eine ganz andere Energie!“

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Der Unterricht ist für die Mädchen, fließt mit den Mädchen und findet in ihrer Welt statt.

Klar, Zweifel hatte ich auch, ich nannte den Kurs deswegen auch lieber spontan „Bodyworkout meets Yoga für Jugendliche“. Ich glaube, um meine Erwartungen selbst zu entschärfen. Aber dann ließ  ich mich drauf ein, ohne zu „verkopfen“ und zu definieren. Yoga konnte sich entfalten, so wie er gerade bei diesen Schülern fließt und ist.
Der Unterricht ist für die Mädchen, fließt mit den Mädchen und findet in ihrer Welt statt, nicht in meiner. Ich demonstriere und leite an, aber sie entscheiden letztendlich die Themen und die Gangart. Die Mädchen  haben inzwischen eine eigene Playlist erstellt  und ab und zu geht es knackig zur Sache, wir schwitzen…


Die Auswahl der Musiktitel war völlig tolerant, jeder nannte sein Lieblingslied und daraus bildete sich eine Playlist, keiner murrte oder kommentierte die Auswahl. Es werden einfach alle Lieder nacheinander gespielt. Jeder gehört mit seinem Geschmack, seiner Art und Weise in die Gruppe, auch wenn manche Mädchen eher zurückhaltend sind, fällt auf, wenn eine fehlt. Die Atmosphäre ist harmonisch, schon das ist yogisch.

Die Mädchen werden gerade mit der vollen Breitseite der Pubertät konfrontiert.

Die Diskussionen, welcher Kurs sich Yoga nennen darf und welcher Stil der ultimative ist, habe ich, ehrlich gesagt, satt. Ich finde schon den Ansatz begrenzend. Ob ein paar Burpees  (den Begriff nannte mir Sophie) nötig sind, um den Körper überhaupt erstmal zu spüren oder nicht, ob es dann Cross-Yoga heißt oder sonst wie, ist das so wesentlich?


Wir Deutschen wollen alles gern kategorisieren, abgrenzen und verlieren dabei oft das Wesentliche aus den Augen: den Grundgedanken, den gemeinsamen Antrieb.


Es geht doch aber in der Yogapraxis nicht um besser, traditioneller, sondern darum, den  Monkey Mind überhaupt erstmal wahrzunehmen und zu bündeln. Die Asanas sollten die Schüler dort abholen, wo sie sich gerade befinden. Ich muss als Yogalehrer wahrnehmen, wen ich gerade unterrichte. In jenem Fall: Die Mädchen werden gerade mit der vollen Breitseite der Pubertät konfrontiert. Ihre Welt ist geprägt von dem schönen Schein auf  Instagram und Facebook, das Smartphone ist immer online. Sie stehen in der Woche gegen 6.30 Uhr auf, kommen erst nachmittags nach Hause und erledigen dann ihre Hausaufgaben. Sie absolvieren teilweise wöchentlich Prüfungen. Leistungsdruck, Kritik und Belehrungen gehören in ihren Alltag, sie werden noch erzogen …

 

Sie haben Zoff mit den Eltern, durchleben Liebeskummer, entdecken Sex, Alkohol, Drogen und müssen sich in Peer Groups behaupten – einige haben zudem keine heile Familienwelt und ernste Sorgen. Ehrlich? Ich genieße meine Gelassenheit des Alters. Es war emotional manchmal ganz schön heftig, diese Suche nach mir selbst! Und nochmal ehrlich? Sie hört nicht auf, die Suche nach seinem klaren Innen, sie kennt nur andere Ebenen und Tiefen.

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Es ist ihre persönliche Verabredung mit sich selbst.

Die zusätzliche Herausforderung in diesem Kurs ist also die, dass die  Jugendlichen sich in einem völlig anderen Transformationsprozess befinden und mir ihre Erfahrungswelt fremd ist. So wie ich kein Kriegskind bin, sind sie nicht die Pippi Langstrumpf-Generation ohne Handy. Wir können die Welt der anderen Generation nur erahnen, nicht durchleben. Ich kann also mit 44 Jahren nicht mein Yogagefühl in den Raum transportieren und Teenagern überstülpen. Natürlich bin ich mit meinen Erfahrungen und Ansichten im Raum präsent, aber es schmilzt dann alles zusammen, was jeder Teilnehmer energetisch in die Stunde bringt. Ich finde sowieso, das Spiritualität was ganz eigenes ist …

 

Ohne Frage, es gibt genug wissenschaftliche Daten, die greifbar aufzeigen, dass Yoga für Jugendliche Sinn macht.

  • Die Asanas tun dem Körper mitten im Wachstum besonders gut.
  • Die Wirbelsäulenaufrichtung wird geschult, entsprechende Muskeln gestärkt.
  • Die Mobilität in den Gelenken wird gefördert.
  • Die Körperwahrnehmung sensibilisiert.
  • Ein bewusst geführter Atem stimuliert den Parasympathikus, der Überdruck kann abfließen und die Mädchen spüren mehr und mehr, was Stress mit ihnen macht.

Die Aufzählung lässt sich lange fortführen, Yoga ist durchweg eine gesundheitliche Prophylaxe. Aber welche Asanas die Jugendlichen bevorzugen, wieviel laut und leise in die Yogastunde  rein muss, wieviel Anstrengung es braucht, wie geführt die Entspannungsphase sein muss, damit sie bei sich landen können, das alles muss Ausdruck ihrer Generation sein dürfen. Da gibt es kein „Passe partout“. Außerdem, und das ist für mich der wichtigste Effekt der Praxis, geht es um ein „Bei sich ankommen“ und dafür bedarf es einer Atmosphäre, die die Jugendlichen selbst kreieren sollten. Es ist ihre persönliche Verabredung mit sich selbst!

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Yoga fließt auch mit Musik aus den Charts.

18 Uhr, ich blicke in lächelnde Gesichter mit roten Wangen. Wir haben versucht, den Atem zu führen, es wurden viele Sonnengrüße geübt, wir  sind mehrmals von der schiefen Ebene in den Tadasana und zurück gesprungen, manche haben vor Erschöpfung gelacht, im Krieger 1 gab es kraftvolle Sequenzen, auch für den Po, bei der sitzenden Vorbeuge konnten manche feststellen, dass es schwer ist,  dabei den Rücken nicht zu runden und im Savasana wurde klar, im „Jetzt sein“ gelingt nur für Sekunden.

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18.05: Die Mädels trinken Tee und essen Kekse. Manchmal kommt eines der Mädchen nach dem Unterricht zu mir oder ich bekomme eine persönliche What's App Nachricht:

 

„Immer wenn du sagst, wir sollen den Kopfmüll mal ausatmen, frage ich mich, wie.  Aber heute ist da was passiert, es fühlt sich plötzlich leichter in mir an!“


„Ich hab durch Yoga gemerkt, wieviel Gedanken in mir kreisen. Ich wollte eigentlich heute nicht kommen, wegen den Prüfungen, aber nun bin ich froh, dass ich heute da war. Ich glaube, jetzt kann ich wieder konzentrierter lernen.“

 

18.30 Uhr, Fazit: Yoga fließt auch mit Musik aus den Charts  und einen Knackpo-Wunsch darf man ebenfalls haben, das ist authentische Menschlichkeit. 


Ein paar Mädchen haben aufgeschrieben, warum sie Yoga praktizieren:


„Ich mag mich mal anders bewegen, es tut mir einfach gut!“

( Frederike, 13 Jahre)


….wir kräftigen den Körper auf gesunde Weise, lernen einiges über den Körper…“

( Viola, 16 Jahre)


…Ich bin danach immer so entspannt, ruhig und glücklich, es hat was Befreiendes und lässt den ganzen Stress von einem abfallen.“

(Zoe, 16 Jahre)


„…Ich mache mir wirklich viele Gedanken den ganzen Tag und Yoga befreit mich für einen kurzen Moment  davon…“

(Sarah, 15 Jahre)

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Yogamama-Nachwort

Und jetzt noch ein paar Worte als Mama: Meine Tochter ist Teilnehmerin der Gruppe, sie ist 15 Jahre. Ich bin durchaus ab und zu eine hektische Mama, genervt und nicht im Flow. Ich hätte vor einem Jahr geschworen, dass meine Tochter niemals Yoga ausprobieren würde oder gar in einem Kurs landen könnte, in dem ich unterrichte. Sie hörte Shindy, fand mich zu öko und Yoga eher uncool. Sie war voller Vorurteile und ich wohl auch. Sonntags dürfen wir uns in einer ganz anderen Situation begegnen, sie lernt von mir und ich von ihr. Und wenn ich mal wieder im Family Alltag zu stressig meine to Dos abhake und sie mir entgegnet: Chill doch mal“, dann muss ich  grinsen.

 

 


Alles Liebe & Namasté

 

 

 

eure Jacqueline

 

 

 

P.S. Was durfte ich bisher in dem Kurs mit den Jugendlichen lernen? Ein offener Kanal für Yoga und seine Schüler sein, das ist das Wichtigste. Dann wird man wieder zur Pippi Langstrumpf, der Heldin meiner Jugend und lässt eine kunterbunte Welt zu, in der Yogaszene wie im Herzen.

 

 


P.P.S. Besonderen Dank an die Mädchen, deren Fotos und Texte wir veröffentlichen dürfen!

 

 

P.P.P.S. Die Gruppe wurde ganz aktuell um eine gemischte Yoga-Teenie-Gruppe erweitert.

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Mehr zu Jacqueline:

„Wer ist die Jacqueline eigentlich?“ Ich war weder Topmodel, noch habe ich eine DVD rausgebracht und doch ist viel passiert, nicht im Außen, sondern in meinem Innen. Das zu beschreiben, sprengt den Rahmen und ist auch nicht Thema, nur so viel: In meiner Kindheit war Pippi Langstrumpf meine Heldin, doch im Erwachsenenalltag verlor ich  manchmal das aus den Augen, was mich besonders an ihr faszinierte: Sie machte einfach ihr Ding und das immer mit einem offenen Herzen. Yoga hat mir geholfen, meine individuelle Jacque-Pippi konstanter zu spüren und zu leben.


Fakten im Außen: Ich absolvierte die Yogalehrerausbildung bei Patricia Thielemann und unterrichte in den Spirit Yogastudios Berlin sowie im Yoga und Pilates Studio Potsdam.

 

Schau auch mal auf ihrer schönen Homepage Yippie Yoga mit Jacqueline – YiYoJa oder ihrer Facebook-Seite vorbei. Achtung, Good-Vibes-Explosion!

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 Fotos: Oliver Blass

 

 


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